Ein Jahr im Weinberg

Die eigentliche Arbeit im Weinberg leistet die Natur. Aber ohne tatkräftige Mithilfe der Winzer und ihrer Helfer (Statistisch gesehen muss jeder Rebstock vom Winzer innerhalb eines Jahres ca. 17mal besucht werden), würden wir wohl kaum jedes Jahr deutschen Wein in der gewohnten Qualität bekommen. Der folgende Beitrag bietet eine kurze Übersicht der Arbeiten eines Jahres im Weinberg.


Der Rebschnitt:

Das Weinjahr beginnt im Januar und Februar, also vor dem Austrieb im Frühjahr, mit dem Rebschnitt. Altes Holz wird entfernt und die Zahl der "Fruchtruten" wird bestimmt. Eine geringe Anzahl an Fruchtruten ergibt oftmals einen hochwertigen Wein, da die wertvollen Inhaltsstoffe nicht auf zu viele Trauben verteilt werden müssen. Der Schnitt ist im Prinzip eine Ertragssteuerung zu Gunsten der Qualität. Der Rebschnitt ist in Deutschland nach wie vor noch echte Handarbeit, für die die Winzer oft viele Wochen benötigen.


Biegen und Binden der Reben:

Im März und April, wenn die Reben anfangen zu "bluten" - so nennt man den Saftaustritt an den Schnittwunden, werden die Fruchtruten nach unten gebogen und gebunden. Bei diesen Bindearbeiten stehen die Winzer oft im wahrsten Sinne des Wortes "im Regen" - und das auch noch gerne, denn die feuchte Witterung verhindert, dass die Ruten beim Biegen brechen. Durch das Biegen und Binden wird eine gleichmäßige Verteilung der Triebe erreicht. Die Rebe wird sozusagen in Form gebracht. Man spricht auch von der Reberziehung.


Bodenbearbeitung:

Ab April wird der Boden mit verschiedenen Arbeitsgeräten wie Grubber, Fräse und Kreiselegge, mechanisch aufgelockert. Dies dient dazu, das natürliche Bodenleben anzuregen. Anschließend werden Begrünungspflanzen eingesät. Damit die Reben ausreichend mit Nährstoffen versogt werden, wird  nun auch gedüngt. Der moderne Weinbau berücksichtigt hier neben den Kosten selbstverständlich auch Umweltaspekte. Durch moderene Analysemethoden kann z.B. die benötigte Düngermenge genau bestimmt werden.


Pflanzenschutz:

Ende April/Anfang Mai kommt es zum Austrieb. Nun beginnt die Phase des Pflanzenschutzes gegen Pilzkrankheiten, wie den echten und falschen Mehltau. Hierfür werden heute meist organische Fungizide eingesetzt. Früher verwendete man vor allem Kupfer- und Schwefelpräparate. Je nach Witterung müssen die Rebschutzspritzungen im Laufe des Sommers insgesamt 4 bis 7 mal durchgefhrt werden.


Während und nach der Blüte:

Während der Blüte, Ende Juni, sollten die Reben möglichst ihre Ruhe haben. Die Zeit der Selbstbefruchtung beim Wein sollte von kurzer Dauer sein, um eine Verrieselung oder das Verblühen ohne Befruchtung, zu vermeiden. Läuft die Befruchtung schlecht, kann die Erntemenge stark eingeschränkt sein. Um ein Abbrechen der Reben zu verhindern, werden die am Bogen wachsenden Reben in dieser Zeit “aufgebunden oder eingekürzt”. Damit werden die einzelnen Reben quasi auf die gewünschte Länge gestutzt. Nach der Blüte werden vom Winzer mitunter auch schon Fruchtansätze weggeschnittem, um den Ertrag zu mindern und damit besonders gute Qualitäten zu ernten.

 


Laubarbeiten:

Während der ganzen Wachstumsperiode zwischen Juni und August sind die Weingärtner mit Laubarbeiten beschäftigt. Zum Teil werden die Triebe festgebunden, um sie vor Windbruch zu schützen. Auch müssen nun durch den Laubschnitt Blätter entfernt werden, um die Durchlüftung der Rebanlage zu fördern. Bei Regen trocknet diese dann besser ab und die Voraussetzungen für einen Pilzbefall werden verringert.

Wenn Mitte bis Ende August die Reifephase eintritt, beginnen die Weingärtner mit der sogenannten "grünen Lese". Durch das Entfernen einiger schon erbsengroßen Beeren, erhalten die verbleibenden Beeren mehr Kraft. Die entlasteten Rebstöcke erreichen dadurch einen bessern Qualitätsbereich.


Die Trauben werden "weich":

Ende August/Anfang September werden die Trauben dann "weich". Von nun an beeinflusst die Witterung im verstärkten Maße die Entwicklung der Trauben, die Qualität und das Mostgewicht.


Die Weinlese:

Im September ist es dann endlich soweit: Die Früchte der Arbeit können geerntet - besser gelesen - werden. Die Lese kann sich bis zu drei Wochen hinziehen. Vor allem, wenn sie von Hand erfolgt. Zwar werden die Trauben immer häufig mit dem Vollernter gelesen, aber nur in Handarbeit kann der Winzer faule oder unreife Trauben konsequent auslesen.


Die Winterruhe:

Nach dieser Strapaze haben sich Winzer und Weinberg eine Pause verdient. Doch der Winzer muss nochmal "ran". Der Weinbergsboden, der durch die Lesearbeiten stark zertreten ist wird ein letztes Mal umgepflügt. Dann deckt auch meist schon bald der Schnee den Weinberg zu.